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Ausstellung: Wie Badebekleidung zur Mode wurde
Endlich: der Sommer ist da! Passend dazu eröffnet heute (24.06.2016) im Museum für Badekultur in den Römerthermen in Zülpich die Ausstellung „Ab in den Urlaub! Bademode im Wandel der Zeit“. Sie gibt einen Einblick in die mehr als 100-jährige Geschichte der Funktionskleidung – angefangen bei eher züchtigen Badekostümen bis hin zum knappen Bikini.
„Die Geschichte der Bademode ist vor allem eine der weiblichen Bademode“, betont die Kuratorin der Ausstellung Hannah Waldorf. So zeigen bereits antike Mosaike der Römer die Frau in eine Art Bandeau-Bikini. Die Zweiteiler werden damals allerdings zum Sport getragen – ins kühle Nass begeben sich Römerinnen und Römer nackt.
Männer in knappen Hosen, Frauen mit viel Stoff
Im Mittelalter ist es dann üblich, sich zum Baden zu bekleiden. Während der Mann nur einen Lendenschurz anlegen muss, trägt die Frau ein langes Hemd und damit deutlich mehr Stoff. Die Badebekleidung des Mannes ist insgesamt früher als die der Frau funktional – und damit auch knapper.
Dieser Unterschied zwischen den Geschlechtern setzt sich bis ins 20. Jahrhundert fort: Es gilt als sittlich, wenn die (Bade)Kleidung der Frau ihren Körper ganz oder zumindest größtenteils bedeckt. „Es war auch üblich, Badegewänder mit Gewichten schwerer zu machen“, sagt Hannah Waldorf. „Damit auch im Wasser der Stoff immer glatt runterhängt und nicht ungewollt irgendetwas verrutscht.“
Von bloßen Kleidungsstücken zur Mode
Die ab 1800 aufkommende Urlaubskultur trägt dazu bei, dass sich Badebekleidung immer mehr zur Mode entwickelt und Stoffungeheuer aus den Kleiderschränken verschwinden. Reichere Gesellschaftsgruppen fahren immer häufiger an den See oder Strand.
Im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert wird die Badebekleidung der Frau zunehmend knapper. Vor allem Rückenausschnitte sind sehr beliebt. Als Reaktion auf diese neue Freizügigkeit erarbeitet Franz Bracht daher den sogenannten „Zwickelerlass“, der 1932 vom Preußischen Innenministerium verabschiedet wird. Das Foto zeigt fünf Damen am Düsseldorfer Rheinufer um 1930. Die Einteiler deuten bereits optisch die spätere Zweiteilung der weiblichen Bademode an.
Da sie dort zunehmend auf andere Urlauber treffen, ist es wichtig, stets gut angezogen zu sein, selbst wenn man nur ein kurzes Bad nimmt. Dies führt dazu, dass sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Badebekleidung optisch immer mehr von der Alltagskleidung abzugrenzen beginnt und knapper wird – auch die der Frauen.
Ausstellung läuft bis September
Genau an dieser Stelle setzt die Ausstellung an. Laut Kuratorin Hannah Waldorf umfasst sie 70 bis 100 Exponate, darunter Kleidung, Accessoires, Modelle, Grafiken und Fotos, aber auch besondere Stücke wie einen Strandkorb aus den zwanziger Jahren.
Interessierte können die Ausstellung „Ab in den Urlaub! Bademode im Wandel der Zeit“ bis zum 25. September 2016 besuchen.